Donnerstag, 12. Mai 2016

Dichte Beschreibungen zwischen kreativer Erzählkunst, analytischer Zuspitzung und dem Sinn für Ästhetik

Die ersten zwei dichten Beschreibungen, an denen ich zurzeit arbeite, sind nur relativ schleppend angelaufen. Eine wichtige Ursache dafür mag an mangelnder Anleitung zum Abfassen solcher Beschreibungen liegen. Einen durch Geertz vorgelegten Leitfaden gibt es nicht. Wolf (1992) zeichnet in seiner „Anatomie der Dichten Beschreibung“ zwar einen Dreischritt in Geertz‘ vorliegenden Beschreibungen nach (übergreifende Problemstellung - assoziativ zusammengesetztes und illustratives Material - loses Zusammendenken von beidem), der mir aber bei der praktischen Umsetzung nur bedingt hilft. Am ehesten leitet mich im Moment die Vorstellung, dass der zu produzierende Text durch eine unauffällige, d.h. flüssige Zusammenstellung eine dichte, d.h. sich in den Textsorten überlagernde Erzählung ergibt. Zu diesen Textsorten gehören (bisher):
  • Hintergründiges (Entstehung, Entwicklung, Rahmen einer Veranstaltung)
  • Konkrete Situationsbeschreibungen (Ablauf und Handlung)
  • Personenbeschreibungen
  • Raumbeschreibungen und atmosphärische Einschübe
  • Analytisch-reflexive Einschübe
Eine dichte Beschreibung, so wie ich verstehe, folgt einem situativen roten Faden (in meinem Fall z.B. dem Ablauf einer konkreten Veranstaltung) weist dabei, sanft eingeflochten, die genannten Elemente auf. Im Ton strebe ich ein gut zu lesendes Plaudern an, manche Dinge überspitze ich dabei (zum Teil vielleicht karikaturistisch?), um z.B. analytische Anklänge zu unterstreichen. Da etwas mit den Beschreibungen ausgedrückt werden soll – nämlich der Zusammenhang von interreligiöser Interaktion und Raum – fokussiere ich auf jene Situationen, in denen dies zum Ausdruck kommt. In dieser Hinsicht scheint mir ein zweiter roter Faden, bestehend aus analytischen Einschüben zum Wechselverhältnis, sinnvoll; analytische Gedankenspiele, aber ohne theoretische Überfrachtung.
Weiterdenken muss ich auf jeden Fall noch hinsichtlich der erzählerischen Tiefe, die beim Lesen Atmosphären erzeugen (/bis zu einem gewissen Grad reproduzieren) soll. Gerade bei Gebäude- und Raumbeschreibungen scheinen sich religionsästhetische Bezüge (z.B. „Monumentalität“) anzubieten.

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